Wer nach dem Gewinn der Westfalenmeisterschaft durch das 24:23 am letzten Regionalspieltag in Bochum-Riemke gedacht hatte, diese Spannung ließe sich nicht mehr toppen, hat die Rechnung ohne die »Drama Queens« des ASC 09 gemacht. Am vierten Spieltag der Aufstiegsrunde zur 3. Liga rang das Team von Daniel Buff und Benny Hoffmann den HC Leipzig 2 nach zwischenzeitlichem Fünf-Tore-Rückstand mit 28:27 (11:15) nieder – und meldet sich damit im Rennen um einen der beiden ersten Plätze zurück. Der Endstand war zugleich die einzige Führung im ganzen Spiel. Dass ausgerechnet Kreisläuferin Sara Breickmann im letzten Heimspiel ihrer Laufbahn das Siegtor erzielte, verpasste dem Thriller einen geradezu kitschigen Anstrich. So oder so: Nach der Pfingstpause haben die Aplerbeckerinnen beim TuS Königsdorf das erste von hoffentlich zwei »Endspielen«.
Mit 23:38 hatte der ASC 09 das Hinspiel in Sachsen verloren. Anders als am ersten Spieltag hatte Leipzig diesmal aber nicht fünf Akteurinnen aus dem Zweitliga-Kader der ersten (Profi-)Mannschaft mit dabei. Und so entwickelte sich von Beginn an ein Duell zweier gleichwertiger Teams, in dem Leipzig nur deshalb meist die Nase vorn hatte, weil der ASC 09 – wie schon beim 23:26 gegen Leihgestern – zu viele Chancen liegen ließ. Dreimal scheiterten die Gastgeberinnen in der Anfangsviertelstunde an Pfosten und Latte, vergaben zudem zwei Tempogegenstöße – und so hieß es nach 3:6 (11.) und 7:7 (15.) schließlich 7:10 (18.) und zur Pause 11:15.
Doch nachdem Leipzig direkt nach Wiederbeginn zunächst auf fünf Treffer erhöht hatte (11:16), zündete der ASC 09 die erste Stufe einer Aufholjagd in mehreren Etappen. Beim 17:17 (37.) war die Partie erstmals wieder ausgeglichen. Immer wieder zogen die Gäste davon. Immer wieder kämpften sich die Aplerbeckerinnen mit großartiger Moral wieder heran. Jetzt zahlte sich aus, dass sie solche Situationen schon in der regulären Saison wiederholt erlebt – und gemeistert – hatten.
20:23 (44.) – 23:23 (46.) und 24:27 (50.) waren die Zwischenstände. Damit hatte Leipzig seine Munition verschossen. In den letzten zehn Minuten gelang dem HC kein einziger Treffer mehr. Auch deshalb, weil Jana Möllmann im ASC 09-Gehäuse einige Top-Paraden zeigte. Und weil Debütantin Lucy Jürgens dem Spiel ihrer Mannschaft in der Crunch-Time noch einmal Struktur und neue Impulse gab. 15 Sekunden vor Schluss wechselte ein letztes Mal der Ballbesitz. Leipzig hatte die Chance auf den Ausgleich – und vergab. Riesenjubel bei den Gastgeberinnen – auf der Gegenseite flossen Tränen.
ASC 09:
Jana Möllmann, Jennifer Weste; Julia Eckardt (2), Pia Kurzeja (1), Emily Schmitz (1), Mariuca Patru (6), Annika Kriwat (5/3), Finja Treue (1), Delia Topp, Sarah Bauer, Sara Breickmann (4), Sonia Zander, Emma Kleikemper, Lucy Jörgens (1), Jule Bachen (3), Lyna Schwarz (4)
Die Tabelle
1. TSG 1893 Leihgestern 122:107 Tore / 8:0 Punkte
2. ASC 09 Dortmund 106:119 Tore / 4:4 Punkte
3. HC Leipzig 2 92:84 Tore / 2:4 Punkte
4. TuS Königsdorf 85:95 Tore / 0:6 Punkte
Fotos: Uwe Kushauer