Liebe Mitglieder, Freunde und Unterstützer des ASC 09,
so ganz allmählich komme ich mir vor wie der US-Schauspieler Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Bestimmt kennt ihr den Film, in dem Murray den TV-Wetterreporter Phil Connors spielt. Der wird von seinem Sender in das Provinznest Punxsuatawney geschickt, um über den Murmeltiertag zu berichten. Dort ist er dann in einer Zeitschleife gefangen, bis er sich vom arroganten Kotzbrocken zum empathischen Menschenfreund gewandelt hat. In der Zwischenzeit springt jeden Morgen um 6:00 Uhr sein Radiowecker an, dudelt „I got you Babe“ von Sonny & Cher – und alles ist wie gestern und vorgestern und vorvorgestern …
Mich erinnert das an Deutschland am Ende des zweiten Corona-Jahrs. Jeden Morgen verkünden die Moderator*innen im „MoMa“ die Zahl der Neuerkrankungen, die dem RKI innerhalb eines Tages gemeldet wurden. Sie verkünden die Inzidenz, die sich daraus errechnet. Die Hospitalisierungsquote. Die Zahl der freien Intensivbetten. Die Anzahl der Bundesbürger, die binnen 24 h in Verbindung mit dem Virus gestorben sind. Die Quote der Geimpften. Die Quote der immer noch Ungeimpften. Wenn sie damit fertig sind, erklären Markus Söder und Jens Spahn, live zugeschaltet, dass sie alles richtig gemacht haben. Angela Merkel, nicht zugeschaltet, erklärt nicht, warum sie gar nichts gemacht hat. Und Karl Lauterbach, live im Studio, erklärt, was man alles anders hätte machen müssen.
Was einem niemand erklärt: Wie man einen Verein durch eine solche Krise führt. Nach wie vor ist es so, dass wir kurzfristig mit neuen Infektionsschutzgesetzen des Bundes, daraus abgeleiteten Coronaschutzverordnungen des Landes und daraus abgeleiteten Regelungen der Stadt konfrontiert werden. Die haben wir dann binnen weniger Tage, manchmal übers Wochenende, umzusetzen. Regelungen, die meistens so pauschal sind, dass sie die unzähligen Einzelfälle, die bei uns im Verein aufploppen, natürlich nicht abdecken. Die müssen wir selbst regeln.
Gerne passiert es auch, dass sich Land NRW, Landessportbund, Stadt Dortmund, Stadtsportbund und die für unsere Abteilungen zuständigen Fachverbände wie der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen oder der Handballverband Westfalen in der Interpretation dessen, was die Politik beschlossen und die Ministerialbürokratie in völlig unverständliches Juristendeutsch übersetzt hat, uneinig sind.
Es nervt.
Wieder mussten wir viele Veranstaltungen absagen. Die Jubilarehrung, das Grünkohlessen, Weihnachtsfeiern. Und wir haben uns, zu einem Zeitpunkt, als der Fußballkreis Dortmund noch an der Austragung festhalten wollte, entschieden, auf eine Teilnahme an der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft zu verzichten. Wir hielten es einfach nicht für verantwortbar – und unser Impuls war offenbar richtig, denn inzwischen hat der Fußballkreis die Veranstaltung dann ja doch abgesagt.
Wir merken auch: Obwohl die Impfquote unter unseren Mitgliedern hoch ist, kommen die Einschläge näher. Aus den Mannschaften erreichen uns zunehmend Meldungen über positiv getestete Spieler*innen, über Verdachts- und Quarantänefälle, über Corona-Infektionen bei Gegnern. In den Hallensportarten fielen zuletzt immer mehr Spiele aus. Um ehrlich zu sein: Man zuckt inzwischen schon zusammen, wenn das Telefon klingelt, weil man jedes Mal denkt: Was ist denn jetzt wieder los!?
Nun gehen wir erst einmal in die Weihnachtspause. Wir wissen nicht, wie es im neuen Jahr weitergeht. Ob die Virusvariante Omikron dazu führen wird, dass der Sport vorübergehend noch einmal komplett heruntergefahren wird. Zu befürchten ist das jedenfalls. Wenn es passiert, werden wir auch das irgendwie überstehen. So, wie wir als ASC 09 die Krise bislang insgesamt gut gemanagt und gemeistert haben. Und irgendwann wird das alles vielleicht auch mal wieder Spaß machen.
Bis dahin wünsche ich euch und euren Familien ein frohes Weihnachtsfest, ein paar ruhige Tage und einen schwungvollen Rutsch. Bitte bleibt gesund. Alles andere ist auch, aber längst nicht so wichtig.
Mit sportlichem Gruß
Michael Linke
1. Vorsitzender
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay