Die Sporthalle Aplerbeck 1 – Heimat der Handballer und Basketballer des ASC 09 Dortmund. Bis zu 350 Zuschauer finden auf der Tribüne Platz. Zugegeben, bei 350 Zuschauern ist es kuschelig in der Sporthalle Aplerbeck 1. Aber es gab ja Zeiten, da mochten wir das. Diese Enge, die Emotionen und die tolle Atmosphäre bei Derbys zwischen unseren Handball-Herren und den Lokalrivalen TuS Borussia Höchsten oder TV Brechten. Es soll sogar mal ein Spiel der Damen gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund gegeben haben, vor einigen Jahren in der 3. Liga, da waren mehr als 400 Fans in der Halle. In der Spielzeit 2020/21 kommt es erneut zu diesem Duell. ASC 09 vs. BVB 2. Erneut in der 3. Liga. Doch wenn der ASC 09 sich nicht dafür entscheidet, in die große Halle Wellinghofen umzuziehen, müsste er nach 97 verkauften Tickets die Notbremse ziehen. Bei 97 Zuschauern ist die Sporthalle Aplerbeck 1 zurzeit „AUSVERKAUFT“. Mehr lässt das Corona-Hygienekonzept nicht zu.
 
„Hier nur Eingang“ – „Hier kein Eingang“ – „Ausgang auf der gegenüberliegenden Hallenseite“ – „Verlassen der Kabine über die rückwärtige Tür“ und so weiter und so fort. Zahllose Schilder zieren seit einigen Wochen die Türen und Wände der Sporthalle. Auf der Tribüne sind Sitzplätze ausgewiesen – immer nur vier nebeneinander. Daneben dann: Sperrzonen, abgeklebt mit schwarzgelbem Klebeband. Vier Sitzplätze, sechs gesperrte Plätze, vier Sitzplätze, sechs gesperrte Plätze. In der Reihe davor genauso – nur versetzt. So kann der Mindestabstand eingehalten werden. Zusätzlich hat sich der Vorstand der Handballabteilung entschieden, Zuschauer*innen zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung während des gesamten Spiels zu verpflichten. „Das ist nicht schön, aber wir halten es für zumutbar“, sagt Abteilungsleiter Frank Fligge. „Wer mit dem ICE nach Berlin oder München fährt, trägt dreieinhalb oder sogar fünf Stunden einen Mundschutz. Dann geht das auch eineinhalb Stunden beim Handball.“
 
Handball ist anders im Herbst 2020.
 
Der ASC 09 hat die Tribüne in vier Blöcke aufgeteilt. Jede Sektion hat einen eigenen QR-Code, über den die Fans unter Angabe ihrer Kontaktdaten einchecken müssen. So ist die Nachverfolgbarkeit gewährleistet – und weil sich sogar nachvollziehen lässt, wer wo gesessen hat, kann die Zahl der Personen, die im Fall einer nachgewiesenen Infektion in Quarantäne müssen, eingegrenzt werden.
 
Handball ist anders im Herbst 2020.
 
Keine Bewirtung in der Halle, sondern draußen auf dem Schulhof. Mit reduziertem Angebot. Kaffee, Kaltgetränke, Bratwurst, Laugenbrezeln. Fertig. Keine belegten Brötchen, keine frischen Waffeln, keine Muffins, kein Kuchen. Keine Kontakte zwischen Spielern und Zuschauern. Die obligatorische Flasche Bier nach der Schlusssirene entfällt. Stattdessen müssen die Fans unmittelbar nach Spielende über den QR-Code auschecken und die Halle durch den Notausgang verlassen. Weil vor der Halle ja schon die Zuschauer für das nächste Spiel warten.
Die Mannschaften für das nächste Spiel warten auch – aber nicht vor der Halle, sondern im Fahrradkeller der Realschule. Der ist sauber, er ist beheizt, er ist hell. Man kann sich dort sogar umziehen, allemal aber eine Teambesprechung durchführen. Weil der Hausmeister der Schule und Hallenwart der Sporthalle ein unglaublich netter Kerl ist, schließt er uns den Fahrradkeller auf. Andernfalls stünden die Teams nämlich in Regen und Kälte, weil an einem Heimspieltag mit Partien um 11:00, 13:00, 15:00, 17:00 und 19:00 Uhr und einer Belegung von jeweils zwei Kabinen durch eine Mannschaft (max. 8 Spieler*innen pro Kabine) für die Teams des jeweils nachfolgenden Spiels keine Chance besteht, vor dem Anwurf in eine Kabine zu gehen. „Die Mannschaften kommen umgezogen zum Spiel“ – so steht es deshalb auch im Hygienekonzept des ASC 09.
 
Handball ist anders im Herbst 2020.
 
Aber immerhin: Wir spielen wieder Handball. Und wir spielen vor Zuschauern. Auf der Tribüne wird getrommelt. Tore werden beklatscht. Schiedsrichter-Entscheidungen werden kommentiert. Es gibt keine Geisterspiele. Ein bisschen von dem, was den Sport ausmacht; ein bisschen von dem, wofür wir alle das überhaupt machen – als Aktive oder als Ehrenamtler – überträgt sich vom Spielfeld auf die Ränge und von den Rängen auf das Spielfeld:
 
EMOTIONEN, LEIDENSCHAFT, FREUDE, ENTTÄUSCHUNG, JUBEL, FRUST.
 
Handball ist anders im Herbst 2020. Es war schon mal schöner. Aber ganz ehrlich: Es könnte auch viel schlimmer sein!