Wenn die ersten beiden Spieltage in Sachen Dramatik der Maßstab für die Saison 2025/26 werden, können sich die Fans des ASC 09 auf eine nervenaufreibende Spielzeit einstellen. Am ersten Spieltag in Finnentrop/Bamenohl kassierte das Team von Marco Stiepermann den Ausgleich in der siebten Minute der Nachspielzeit. Am zweiten Spieltag im Derby gegen Türkspor bejubelten die Aplerbecker ihrerseits das späte 1:1 in der dritten Minute der Nachspielzeit. Mehr noch: Es war ein Treffer, der allerbeste Chancen hat, bei der Wahl zum »Kacktor des Jahres« Platz eins zu belegen.
Was war geschehen: Statt angesichts der Führung und eigener Unterzahl ein paar Sekunden von der Uhr zu nehmen, wollte Türkspors bis dahin komplett überzeugender Keeper Tolunay Isik das Spiel schnell machen. Er eilte nach vorne, schlug von der Strafraumgrenze aus der Hand ab – und traf ASC 09-Akteur Samer-Amer Sarer, von dessen Rücken sich der Ball als Bogenlampe ins Netz senkte. Ein klassischer Blackout des Torhüters . . .
Das Derby vor toller Kulisse im Urlaubsguru-Waldstadion sah lange Zeit überlegene Gäste. Türkspor wirkte erwachsener in der Spielanlage, physisch präsenter, zweikampfstärker, entschlossener und temperamentvoller in der Herangehensweise. Der ASC 09 tat sich schwer, Kontrolle über Ball und Gegner zu erlangen, geschweige denn, eigene Chancen zu kreieren. Das Fehlen von Jannik Urban (Gelb-Rot-Sperre) machte sich deutlich bemerkbar. Und so fiel das 0:1 nach 25 Minuten, wenngleich in der Entstehung ein Billard-Tor, nicht aus heiterem Himmel. Es hatte sich durchaus angedeutet. Nach einer Ecke konnte Jan-Patrick Friedrich zunächst noch spektakulär retten, doch die zweite scharfe Hereingabe von Türkspor traf Anes Dziho so unglücklich am Bein, dass der Ball ins Netz flipperte.
Sieben Minuten später hätte Rafael Camprobin Corchero mit der ersten und einzigen Aplerbecker Chance in Durchgang eins um ein Haar ausgeglichen; wiederum 120 Sekunden danach hatten die Gastgeber Riesenglück, als sich ein 30m-Freistoß von Oguzhan Kefkir an die Latte senkte. Und fünf Minuten nach Wiederbeginn traf dann auch Sezer Toy das Aluminium des Aplerbecker Gehäuses. Das 0:1 zu diesem Zeitpunkt schmeichelte dem ASC 09, für den Torjäger Maximilian Podehl nach gut einer Stunde aus der Drehung um wenige Zentimeter verfehlte.
Die Ampelkarte gegen Türkspors Pascal Kubina läutete in der 69. Minute eine heiße Schlussphase mit forciertem Aplerbecker Offensivdrang ein. Doch nachdem Lars Warschewski (70. und 81.) sowie Florian Rausch an Gästetorwart Isik gescheitert waren, fehlte dem Stiepermann-Team auch bei der Mega-Doppelchance in der 91. Minute das Spielglück. Podehls Schuss kratzte Serdar Bingöl von der Linie; Warschewskis Nachschuss wurde von einem Türkspor-Bein ans Lattenkreuz abgefälscht. Und so schienen die Gastgeber noch bis Sonnenuntergang spielen zu können, ohne das Tor zu treffen. Was ja irgendwie auch stimmte, denn das Toreschießen nahm ihnen Türkspors Keeper ab.
Die Bemühungen des ASC 09, in der insgesamt zehnminütigen Nachspielzeit sogar noch den Sieg zu erzwingen, liefen dann aber ins Leere. Am Ende war’s ein gerechtes Resultat nach einem nicht hochklassigen, aber überaus unterhaltsamen Derby.
ASC 09:
Joel Nickel – Anes Dziho (71. Lucius Marcus Patrias), Jan-Patrick Friedrich, Jan Stuhldreier, Lars Warschewski, Elias Boadi Opoku (78. Joel Maurice Schlotter), Keanu Diskau, Maximilian Podehl, Florian Rausch, Rafael Camprobin Corchero (85. Glenn Byakoua Youbi), Luis Kehl (55. Samer-Amer Sarar)
Tore:
0:1 (25.) Anes Dziho (Eigentor), 1:1 (90.+3) Samer-Amer Sarar
Bes. Vorkommnisse:
Gelb-Rote Karte gegen Pascal Kubina (Türkspor, 69.)
Nächstes Spiel:
Rot-Weiß Ahlen – ASC 09 (So., 24. August, 15:00 Uhr)
Foto: Martin Hammeke