PROLOG
Es ist Juni – keine außergewöhnliche Erkenntnis. Das Wetter ist seit Wochen bescheiden. Und das ist noch nett ausgedrückt. Es hat eher den Charakter von noch mehr Lockdown. Ist das jetzt light-light oder super-light-delight? Wenn wir in unseren Kalender schauen, kann man wehmütig werden. Warum? Weil wir am Pfingst-Wochenende ein spielfreies langes Wochenende gehabt hätten. Es wären nur noch zwei Spieltage der Saison 2020/21 in der Kreisliga Dortmund zu spielen und, wer weiß, vielleicht würden wir von einer möglichen Aufstiegs- oder Klassenerhaltsfeier im Vereinsheim träumen. Würden die müden Knochen und die kleinen Wehwehchen auf der Couch auskurieren. Oder wären vielleicht auf einem Kurztrip auf einer Insel im Mittelmeer unterwegs. Wer weiß? Fragt Ihr euch auch manchmal, was wäre, wenn…? Wir auch. Deshalb laden wir euch auf eine vierteilige „Hätte-Hätte-Fahrradkette“-“Traumreise“-Session ein. Wir stellen uns vor, was Ende Oktober 2020 ohne Corona passiert wäre. Mit Wehmut, ein wenig Witz, aber auch Ironie und nicht immer ernst gemeinten möglichen Anekdoten. Wo wäre die 2. Herren des ASC 09 gelandet? Diese Frage klären wir (möglicherweise) hier.

Was bisher geschah:

Anfang Oktober 2020 durften wir endlich starten! Handball, Vollkontakt – unter Hygieneauflagen! Die Vorbereitung war endlich vorbei, vorbei diese elendig langen Kraft- und Fitness-Workouts. Endlich geht es um was. Das Team verfügt über einen XXL-Kader, da die alte A-Jugend (kann man bei diesen Jungspunden wirklich von „alt“ reden?!), fast geschlossen in die 2. Mannschaft aufgerückt ist, und hat ein neues Trainerteam: Pascal „Kalle“ Wix rückt als Headcoach von der A-Jugend auf und beerbt den langjährigen Coach Luca Breickmann. Als Assistenzcoach bringt er Kevin Walkuschefski mit. Aufgrund der Masse an talentierten jungen Spielern, aber auch der Unerfahrenheit des Kaders, gleicht der Ausgang der Saison einer Wundertüte.

FOTO: Torwart Alexander Leupold nimmt euch mit auf einen phantasievollen Trip durch die (beinahe komplett) ausgefallene Corona-Saison 2020/21.

1. Spieltag

Am 4. Oktober 2020 durften wir am ersten Spieltag auch gleich gegen eines der stärksten Teams der Liga starten. Die SGE Ruhrtal Witten gastierte in der Halle Aplerbeck. Und was soll man sagen? Ein Punkt wäre verdient gewesen, leider wurde es am Ende gar keiner. Endstand 19:18 für die Gäste aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis.

2. Spieltag

Eine Woche später, am zweiten Spieltag, wollten wir die Leistung wiederholen, zumal es gegen den Ortsrivalen von der anderen Seite der Schweizer Allee geht. Die DJK Ewaldi ist unser Gastgeber. Aber wie war das noch mit der Wundertüte? Es klappte gar nichts und – zackbumm: Derbyniederlage, oder besser gesagt Klatsche. 19:32. Ein gebrauchter Tag. Saisonstart vergeigt. 0:4 Punkte.

3. Spieltag

Am 25. Oktober ging es deshalb schon um eine wichtige Weichenstellung. Zu Gast war die Drittvertretung des TV Brechten, die als Aufsteiger ebenfalls mit 0:4 Punkten gestartet ist. Verlieren wir dieses Spiel, wäre nicht nur die Stimmung arg gefährdet, sondern wir sollten auch den Blick erst einmal in die untere Tabellenregion richten. So kam es zum Glück nicht. Mit Kampfgeist konnten wir dieses Spiel mit 21:18 gewinnen und verbuchten die ersten zwei Punkte!

(Bis hierhin hat alles so stattgefunden)

Hätte-Hätte, Teil 1:

(Hier beginnt die „Traumreise“)

4. Spieltag

Es ist Halloween. Zu dieser nass-kalten Jahreszeit dürfen wir in den Dortmunder Westen zum SC Huckarde-Rahm reisen, seit Jahren einer unser ärgsten Widersacher. Ob in der 1. Kreisklasse oder in der Kreisliga, geschenkt haben wir uns nie etwas. Huckarde kommt vor allem über das Team und den starken Rückraum. Beim obligatorischen Treffen vor dem Spiel scheint der Fokus aber auch schon ein wenig auf der diesjährigen Halloween-Feier im Hause Wix zu liegen. Neben der feinsten Getränkeauswahl soll auch das hässlichste Kostüm (Schön kann ja jeder!) gekürt werden. Top-Anwärter sind Felix Faust der sich als obdachloser und psychisch kranker Ronald McDonald verkleiden will, und Silvan Klement, der sich dazu überreden ließ, sein Kostüm nicht selbst auszusuchen. Also geht er als sexy Krankenschwester. Hmmmm lecker!

Und was macht das mit einem jungen Team, wenn die Spieler mehr mit den Ereignissen nach dem Spiel beschäftigt sind, als mit dem Wesentlichen auf dem Platz? Richtig, sie spielen erstmal richtig schöne Grütze. 6:1 nach sieben Minuten für HuRa (Ich kann in dieser Abkürzung wahnsinnige Markenwerbung entdecken ! Lasst euch doch mal von Carsten Cramer beraten!) Auszeit. Kalle Wix tritt jetzt schon als Rick Grimes von „The Walking Dead“ auf und schüttelt die Zombies (Anm. d. Red: seine Spieler!) mal so richtig durch. Nun scheint es zu gehen. Von 6:3 auf 8:6 bis hin zu 12:10 in Minute 25 scheint die junge Aplerbecker Truppe doch wieder wach zu sein. Aber denkste. Tiefschlaf vor dem Pausentee. 15:10 zur Halbzeit. Da ist sie wieder die Fünf-Tore-Hypothek.

In der Kabine wird es dann laut und vor allem deutlich ! Co-Trainer Kevin reibt sich schon die Hände, da ein Straftraining im Raum steht. Und wir legen los wie die Feuerwehr. Die Huckarder wissen nicht, wie ihnen geschieht bzw. fragen sie sich: wo kommen die denn auf einmal her? In der ersten Halbzeit waren das doch ganze andere! 40. Minute: Ausgleich – 18:18. Huckarde nimmt die Auszeit, um den Schwung zu nehmen, aber die Zombies der 1. Hälfte haben Blut geleckt! Es geht weiter! Die erste Führung erfolgt beim Stand von 21:20, und ab da ist es ein Spiel auf Messers Schneide. Führung, Ausgleich und Führungswechsel gehen Hand-in-Hand wie die Kindergartenkinder auf einem Ausflug.

Beim Stand von 29:29 in Minute 58, holt sich unser Co-Käpitan Nico Kiese seine dritte Zwei-Minuten-Strafe ab. Huckarde wirft den daraus resultierenden Siebenmeter jedoch nur an den Pfosten! Der an diesem Tag phänomenal stark haltende Malte Delere, kann nur zuschauen wie der Ball ins Aus rollt und es Einwurf für den blau-weißen Gast gibt. Spannung bis zuletzt. Auszeit ASC 09. Eine Minute noch zu gehen. Ein Mann weniger. Kalle Wix schwört die Mannschaft ein, gibt den Spielzug genau vor. Es geht weiter. „Durchspielen!“ hat der Trainer gesagt. Durchspielen. In Ruhe aufbauen. Die Sekunden streichen runter. Und dann beginnt der Spielzug, aber der zweite Pass ist nur noch o.k. und aus dem daraus entstehenden Chaos springt der Jüngste (Lukas Merschhemke) aus dem Stand hoch und ballert den Ball an die Latte, von wo aus der Ball ins Toraus fliegt. Noch 20 Sekunden zu spielen. Aber Huckarde vertändelt den Ball. Unentschieden. Die Halloween-Feier wird (un)vergesslich. Den Preis für das hässlichste Kostüm holt sich jedoch ein Underdog. Timo Stöwhase hat einfach kein Kostüm angezogen und bekommt dafür die Quittung.

5. Spieltag

Wir haben ein Heimspiel gegen die 2. Mannschaft des ATV aus Dorstfeld. Wichtig für jedes Quiz, das jemals kommen mag. Das war die erste Station unseres Coaches Pascal Wix. Der ATV, ebenfalls ein junges Team, ist bisher nicht in Tritt gekommen und konnte bisher nur einen Punkt sammeln. Und was soll man sagen? Wir erwischen einen Sahnetag. Die Dorstfelder sind komplett unterlegen und fangen sich einen Gegenstoß nach dem anderen. Die Außenspieler Philipp Stöwhase und Fynn Fligge markierten zusammen 20 Treffer. Endstand: 43:18.

6. Spieltag

Diese starke Leistung gilt es dann eine Woche später in Wellinghofen bei TuS Borussia Höchsten 2 zu bestätigen. Die Borussen konnten sich bisher im oberen Tabellenmittelfeld etablieren und können auf eine Menge Erfahrung zurückgreifen. Das ist auch der Schlüssel. Wir spielen mit dem Tempo, aber dafür auch mit Hektik und ohne Struktur. Höchsten nutzt die Abgeklärtheit und kommt zu einfachen Toren aus dem Rückraum, während wir uns jedes Tor mühsam erarbeiten müssen. Unser Rezept, ein Tor zu erzielen, ist das Spiel über den Kreis. Der Zauberer Jan „Physi“ Doersch spielt den ein oder anderen Zauberpass auf Kreisläufer Nico Kiese, der heute die meisten Tore erzielen kann. Hinten sind wir aber nicht kompakt genug und verlieren am Ende leider mit 20:23. Die Trainer predigen seit Beginn der Vorbereitung Woche für Woche „Spiele gewinnt ihr nur über die Abwehr!“ Und sie haben recht. Wir haben es heute nicht auf die Platte gekriegt. Auch wenn Höchsten am Ende die Luft ausgegangen ist. Die einfachen Tore zuvor sind das Faustpfad an diesem Nachmittag.

7. Spieltag

Apropos Nachmittag: Wir sind ja bekannt dafür, Heimspiele sehr spät austragen zu „dürfen“. Also wird es mal wieder Zeit für ein Late-Night-Game. Und wer passt da besser, als der bisher ungeschlagene Tabellenführer und aufgrund seiner hochkarätigen Neuzugänge hochgehandelte Meisterschaftsfavorit? Zu Gast ist der Turnverein Eintracht aus Husen-Kurl. Und was macht so ein hochgehandelter Favorit, wenn man so spät an einem Sonntag ran darf? Es wird kurzerhand mobilisiert, was das Zeug hält. Die Halle Aplerbeck ist gut gefüllt. Ca. 175 Zuschauer sind zu Gast. Neben den Handballern sind auch die Fußballer des SC Husen-Kurl (DIE FREUNDSCHAFT!) zahlreich aufmarschiert. Ein Kribbeln wie lange nicht mehr. Anspannung vom Feinsten. Und ja, auch definitiv Druck für unsere junge Mannschaft.

Uns ist klar: Wollen wir die Husen-Kurler ärgern, müssen wir Robin Albert in den Griff bekommen. Die Albert-Brüder haben in den letzten Spielen mal wieder herausgeragt. Die Anspannung kann man in der Kabine förmlich greifen. Selten ist der Fokus so vorhanden wie nach dem Warm-Up. Mucksmäuschen-still wird den Worten von Kalle gelauscht, und dann geht es raus. In der Halle ist es heiß und laut. Von Anpfiff weg, ist es ein gutes, enges und vor allem intensives Spiel. Heute schaffen wir die Tore aus dem Rückraum. Lukas Merschhemke und Moritz Bünnecke treffen. Unsere Abwehr deckt aggressiv. Und Robin Albert? Trifft zum 1:0 und wird fortan durch Manndeckung aus dem Spiel genommen. Jedoch ist jeder Freiwurf ein Geschenk für ihn. Aufgrund unserer Aggressivität in der Abwehr und Husens körperlicher Überlegenheit, gepaart mit der elektrisierenden Stimmung in der Halle, wird es ruppiger. Nickligkeiten lassen die jungen Kerls auf unserer Seite kurz vor der Halbzeit ein wenig die Nerven verlieren.

Halbzeitstand 15:13 für Husen. In Halbzeit zwei geht es wieder fokussierter zu, die Intensität bleibt. Ein unglaublich kräftezehrendes Spiel. Wir kommen nur nicht mehr in Führung. Jedes Mal, wenn man denkt, jetzt kippt es, befreite sich Husen mit einem Tor. Am Ende hält Husen die Zwei-Tore-Führung und fährt mit weißer Weste nach Hause. 30:28 lautet der Endstand. Nach sieben Spieltagen stehen wir also bei 5:9 Punkten und einer Torausbeute von 178:169 auf Tabellenplatz acht.

Hiermit endet auch der erste Teil unserer Hätte-Hätte-Fahrradkette-“Traumreise“. Wir hoffen, es hat euch gefallen und ihr freut euch schon auf den Teil zwei!