Immer der Nase nach, um Landluft zu schnuppern

Familien radelten von Dortmund Aplerbeck zur Emscherquelle

Von Barbara Nobis

Glückliche, ausgeglichene Kinder und einen spannenden, kostenlosen Feriennachmittag: Dies bescherte das Familien-Projekt allen Eltern, die an der Aktion „Dortmund mit Kindern erleben“ teilnahmen, indem sie auf einer Rundtour 16 Kilometer von Dortmund Aplerbeck nach Holzwickede (und zurück) radelten. Wie schon bei den anderen Ausflügen begleiten die Ruhr Nachrichten die Aktion. Unterstützt wurde das Familien-Projekt diesmal auch von der Verkehrswacht Dortmund e.V. sowie den versierten Radsportlern der Mountainbike-Gruppe des ASC 09 Dortmund.

Jens Klüh, der Leiter der Mountainbike-Gruppe des ASC 09, ist solch ein versierter Radsportler. Er hat Erfahrung darin, die Bedürfnisse von „Sonntagsradlern“ und trainierten Radfahrern in Einklang zu bringen.„Die Tour eignet sich gut für Kinder, weil die Strecke kaum Steigungen enthält und wir verkehrsreiche Straßen meiden werden“, sagt Jens Klüh zu Beginn der Tour auf dem Gelände der Verkehrswacht Dortmund e.V.. Um ihn herum sitzen zirka 20 jüngere und ältere Menschen auf ihren Fahrrädern unterschiedlichster Ausführung und Qualität. Der fünfjährige Simon ist mit seinem Puky- Kinderfahrrad erschienen, sein neunjähriger Bruder Tom besitzt ein massives Mountainbike und die Großeltern von Simon und Tom warten auf ihren Holland-Rädern auf das Startsignal von Jens Klüh. Der kündigt den Aufbruch mit einer Anweisung an: „Wichtig ist, dass Ihr immer rechts fahrt und vor dem Losfahren eure Fahrradhelme aufsetzt.“

Die Fahrrad-Kolonne biegt links in die Schweizer Allee ein und erreicht ein paar Minuten später die Kleingärtneranlage „Fröhliche Morgensonne“. Im Vorbeifahren genießen der elfjährige Moritz und seine Mutter Anja die roten Beetrosen und den blauen Rittersporn, der an braun gestrichenen Holzzäunen wächst. Es riecht nach Blumen, nach Erde, nach frisch geschnittenem Gras. Über knirschenden Kies geht es immer der Nase lang. Einmal rechts abbiegen, und schon können die Ausflügler wieder ihrer Nase folgen, die Landluft schnuppert. Die Kornfelder entlang des Emscherweges duften, der Emscherbach im Betonbecken, ehemals auch „Köttelbecke“ genannt, plätschert vor sich hin und riecht (Gott sei dank) nicht mehr nach Kloake. Da passiert es: Der fünfjährige Simon stürzt und liegt weinend auf dem Kiesweg. Oma Bärbel tröstet den Kleinen. Nichts passiert! Zwei Minuten später tritt Simon wieder tapfer in die Pedale.

Beim ersten Haltepunkt, der Imkerei Ralf D. Schmidt in Dortmund Sölde, schlägt die Nase wieder Alarm. Schweine haben im Stall ihre Duftmarken hinterlassen und ein Feuer vor dem Kiefernholzkasten eines Bienenvolkes produziert Rauch. Die Kinder laufen zwischen den Schweinen und Entenküken herum oder sehen Rafael Lohse bei der Aufzucht neuer Königinnen zu: Dafür steckt der Imker-Azubi die Maden von fleißigen, nicht aggressiven Königinnen in fingerhutgroße Waben, um sie später regelmäßig mit Bienenmilch zu versorgen. Einige Mütter und Väter schauen sich unterdessen im Hofladen nach Salbeihonig, Bienenkerzen oder Honigseife um.

Auf dem Weg zur nächsten Etappe, der ehemaligen Zeche „Vereinigte Margarethe“ in Dortmund Sölde, hat sich der Fahrradtross in drei kleinere Gruppen aufgeteilt. Vorneweg fahren die größeren Jungen mit Jens Klüh, in der Mitte und am Ende sorgen Vereinsmitglieder des ASC 09 für sicheres Geleit der Freizeitradler. So kommt auch der fünfjährige Simon sicher über die wenigen Hauptstraßen, die die Gruppe manchmal überqueren muss.

Unmittelbar vor dem Kortenfriedhof radeln die Gruppen dann getrennter Wege. Einige fahren die restlichen drei Kilometer bis zum Ziel über Asphalt. Sportliche Fahrer gönnen sich dagegen noch einen Umweg und sausen auf ihren Mountainbikes über morastige Erde, aus der spitze Steine ragen. Der Weg zur Schwerter Straße führt vorbei an Hecken, Gartenlauben und einem Waldstück. Das Resultat: Ein platter Reifen an einem alten Damenrad, dessen Reifenmäntel bei Fahrtantritt schon porös waren.

Nach knapp dreistündiger Fahrt erreichen die letzten Ausflügler das Grundstück der Verkehrswacht Dortmund e.V.. Und wieder können sich die Freizeitsportler auf ihre Nase verlassen. Es riecht nach Bratwurst vom Rundgrill. Den haben ein paar Mitglieder des ASC 09 vor einer Garage aufgebaut. „Die Strecke war schön, manchmal etwas steil und jetzt habe ich Gummibeine und Hunger“, resümiert Moritz und besorgt sich ein Würstchen. Dann demonstriert Gerhard Glaser, der Geschäftsführer der Verkehrswacht Dortmund e.V., anhand eines rohen Eis, dass Kinder nicht ohne Fahrradhelm auf den Dortmunder Straßen unterwegs sein sollten: Fällt ein Ei aus einem Meter Höhe auf den Asphalt, zerspringt es; gesichert im Mini-Helm bleibt das Ei unversehrt. Simon schaut interessiert zu, setzt sich seinen Fahrradhelm auf und dreht ein paar Runden auf seinem Fahrrad – trotz der 16 Kilometer, die er bereits geradelt ist. Für die Heimfahrt will sich der Knirps auf keinen Fall ins Auto setzen und beschließt: „Oma, der Opa kann ja mit dem Auto nach Hause fahren, wir nehmen das Fahrrad!“

Weitere Informationen zu Aktivitäten des Familienbüros erhält man hier:

Familien-Projekt Familienbüro Aplerbeck
Köln-Berliner-Straße 1
44287 Dortmund

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