Seit 110 Jahren gibt es den ASC 09 Dortmund nun schon. Ihr 100-jähriges Jubiläum feiert in diesem Jahr die Hecker Glass Group. Zwei lokale „Player“ mit langer Tradition. Und wenn unser Verein 2020 seinen Schnapszahl-Geburtstag feiert, den einhundertelften, dann feiert „Hecker“ sein 25-jähriges Aplerbeck-Jubiläum. Grund zum Feiern ist auch die Partnerschaft an sich, denn die ist durchaus außergewöhnlich. Die Firma Hecker, die u.a. dem „Hecker-Cup“ seinen Namen gibt, ist kein Sponsor im herkömmlichen Sinne. Bevor Dortmunds bestbesetztes Amateurfußball-Turnier am Dienstag, 23. Juli, startet, haben wir mit den Geschäftsführern Werner Wirsing und Dr. Andreas Appel gesprochen.

FOTO: Eine starke Partnerschaft – ASC 09-Vorsitzender Michael Linke mit dem Geschäftsführer-Trio der Hecker Glass Group Dr. Andreas Appel, Christine Schöttler und Werner Wirsing.

Herr Wirsing, Ihre Beziehung zum Fußball . . .

Werner Wirsing: . . . ist sehr intensiv und sehr, sehr alt. Als Borussia Dortmund 1956 im Berliner Olympiastadion durch ein 4:2 gegen den Karlsruher SC erstmals Deutscher Meister geworden war, hat mein Onkel mich zum Empfang der Mannschaft am Hauptbahnhof mitgenommen. Damals war ich gerade neun Jahre alt, und seit diesem Tag bin ich BVB-Fan. Ich habe viele Spieler dieses Teams, das zweimal in Folge in derselben Besetzung den Titel gewann, als Kind live spielen sehen: Adi Preißler, Willi Burgsmüller, Alfred Kelbassa. Ich habe sogar davon geträumt, irgendwann einmal meine Freunde zu einem solchen Endspiel einzuladen.

Manchmal gehen Träume ja in Erfüllung.

Werner Wirsing: So wie dieser. Ende 1987 haben mich die Mitglieder von Borussia Dortmund zum Schatzmeister gewählt. In dieser Funktion habe ich, zusammen mit vielen Freunden, am 24. Juni 1989 in Berlin den DFB-Pokal-Triumph gegen Werder Bremen erlebt. Drei Tage später habe ich dem damaligen Präsidenten Gerd Niebaum erklärt, dass ich mich nicht wieder zur Wahl stellen werde. Nicht etwa aus Groll, sondern weil sich die Aufgabe mehr und mehr zu einem Vollzeit-Job entwickelt hatte. Das war im Ehrenamt so nebenbei nicht mehr zu leisten. Tatsächlich übernahm dann ja auch mit Michael Meier ein hauptamtlicher Manager. Mein Herz schlägt bis heute für den BVB. Inzwischen fiebere ich allerdings lieber vor dem Fernseher mit.

Dank des ASC 09 ist es in Dortmund möglich, zugleich mit Schwarzgelb und mit Blau-Weiß zu sympathisieren. Wie kam es denn dazu, dass Sie sich als Geschäftsführer der Hecker Glass Group dafür entschieden, einen vergleichsweise unbedeutenden Amateurklub zu unterstützen?

Werner Wirsing: Der Kontakt kam vor zwölf Jahren eher zufällig zustande. Im Laufe der Zeit ist aus dem anfänglichen Sponsoring aber eine wirkliche Partnerschaft geworden. Aplerbeck ist seit 1995 die Heimat von Hecker. Seit wir vor fast 25 Jahren hier unsere Zelte aufgeschlagen haben, schreiben wir eine Erfolgsgeschichte. Das schweißt auch emotional zusammen. Wir identifizieren uns sehr stark mit Dortmund und mit Aplerbeck. Viele Hecker-Mitarbeiter sind Mitglied beim ASC 09 oder besuchen die Spiele.

Das klingt ja nach einer richtigen Herzensangelegenheit . . .

Werner Wirsing: Zunächst noch einmal zurück zur vorherigen Frage. Punkt eins: Wir würden niemals einen „bedeutenden“ Klub unterstützen, wenn damit ein Profiverein gemeint ist, bei dem es um viel Geld geht. In einem solchen Klub betreiben Spieler ihren Sport berufsmäßig. Das ist völlig okay, aber warum sollten wir das unterstützen? Der ASC 09 ist ein ehrenamtlich geführter Verein. Natürlich ist mir klar, dass auch Oberliga-Akteure nicht ganz umsonst spielen, aber die Bezahlung ist doch sehr, sehr maßvoll. Uns ist wichtig, dass wir mit unserem Engagement die Infrastruktur unterstützen, die Ausstattung und die Rahmenbedingungen verbessern. Dazu gehört auch, mal ein Trainingslager zu finanzieren und sich dort blicken zu lassen. Übrigens muss ich widersprechen: Der ASC 09 ist keineswegs ein unbedeutender Verein. Er ist Dortmunds einziger Oberligist und damit hinter dem BVB die Nr. 2 der Stadt. Ebenso bei den Handball-Damen. Er hat sich unter den Top-Teams etabliert und einen guten Klang in ganz Westfalen.

Also doch eine Herzensangelegenheit!

Werner Wirsing: Ja klar. Weil wir auch die großartige Arbeit schätzen und belohnen möchten, die der ASC 09 im Bereich des Breitensports und der Nachwuchsförderung leistet. In den Abteilungen treiben viele hundert Kinder und Jugendliche Sport. Bei ihnen nimmt der Verein auch wichtige erzieherische Aufgaben wahr. Vereine vermitteln Werte, die unsere Gesellschaft aufrechterhalten. Das verdient Unterstützung!

Hecker und den ASC 09 verbindet nicht nur die Verwurzelung in Aplerbeck, sondern auch die lange Tradition.

Werner Wirsing: Stimmt. Den Verein gibt es seit 110 Jahren – Hecker feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Das Unternehmen wurde in Dortmund-Körne gegründet, zog 1969 nach Hombruch um und ist seit 1995 an der Schleefstraße zu Hause. 2020 feiern wir also schon wieder Jubiläum. Das 25-jährige Aplerbeck-Jubiläum.

Herr Appel, auf der Unternehmenswebsite ist über die Hecker Glass Group u.a. zu lesen, dass sie „Weltmarktführer für Flachleuchtenglas“ ist. Wenn Sie einem Aplerbecker in wenigen Sätzen erklären müssten, was Hecker alles macht . . .

Andreas Appel: . . . dann wäre das gar nicht so einfach. Ich würde wahrscheinlich damit beginnen, zu erklären, was wir n i c h t machen: nämlich eine eigene Produktlinie. Es gibt keine Hecker-Lampen oder Hecker-Schalen. Wir sind ein reiner Auftragsfertiger – als solcher allerdings für viele große Industriekonzerne und weltbekannte Marken aus unterschiedlichsten Branchen tätig. Leuchten- und Sanitärhersteller, die Automobil- und deren Zulieferindustrie. Hersteller von Küchengeräten. Diese Kunden beliefern wir mit hitze- und druckbeständigen Glasscheiben und mit Sicherheitsglas. Unser Spezialgebiet sind flache Gläser, die höchsten Qualitätsansprüchen genügen.

Und da ist Hecker Weltmarktführer. Das bedeutet genau?

Andreas Appel: Dass wir ca. 60 Prozent unserer Umsätze im Ausland generieren, die anderen 40 Prozent in Deutschland. Wir haben Kundenbeziehungen auf der ganzen Welt und 2007 eine Tochtergesellschaft, die Tai’an Special Glass/TSG, in China gegründet – und zwar nicht, weil wir dort preisgünstiger produzieren können, sondern um unsere Potenziale besser auszuschöpfen. Seit wir das Werk in China haben, sind wir hier in Aplerbeck massiv gewachsen.

Was bedeutet das konkret? Wenn man die Schleefstraße entlangfährt, sieht man zwar große Hallen. Was man nicht sieht: Wie viele Menschen darin arbeiten und was genau sie arbeiten.

Andreas Appel: Viele! Aktuell haben wir ca. 300 Mitarbeiter, darunter 170 in der Produktion und weitere 30 in der Logistik. Das sind noch echte Blaumann-Arbeitsplätze. In unserer Vertriebsabteilung sind ca. 40 Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Sprachen unterwegs. Natürlich bilden wir auch aus; mittlerweile in sechs verschiedenen Berufen. Und wir legen Wert auf die Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Als Fußballverein setzt man sich kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Zum Beispiel: In der bevorstehenden Saison oben mitzuspielen, mittelfristig in die nächsthöhere Liga aufzusteigen und sich langfristig dort zu etablieren. Welche Ziele hat ein Unternehmen, das schon Weltmarktführer ist?

Andreas Appel: Den Werkstoff Glas gibt es seit mehr als 5000 Jahren. Er gehört damit zu den ältesten Werkstoffen der Menschheit. Dabei hat Glas unglaubliche Entwicklungen durchlaufen und ist bis heute wahnsinnig innovativ. Die Produkte werden immer besser und besser, dabei immer dünner, immer sicherer, leistungsstärker. Die Herausforderung besteht darin, Lösungen zu finden, die den wachsenden Anforderungen unserer Kunden gerecht werden. Daraus ergeben sich auch unsere Ziele. Wir wollen weiter dort mitspielen, wo Hecker seit Jahren mitspielt: ganz oben!

Werner Wirsing: Zwischen 2010 und 2018 sind wir überproportional stark gewachsen. Die kommenden zwei Jahre stehen eher im Zeichen von Konsolidierung. Wir werden überprüfen, ob die Strukturen passen oder angepasst werden müssen. Weiteres Wachstum ist nicht das primäre Thema der Jahre 2019 und 2020. Wachsen an sich ist ja kein Wert. Und wachsen um des Wachsens willen geht häufig schief. Wir möchten organisch wachsen. Uns Schritt für Schritt weiterentwickeln. Übrigens: Auch das verbindet uns mit dem ASC 09, den ja eine ganz ähnliche Strategie leitet.